konzerte


haldern pop 2016
„eines gleich vorweg: auch in diesem jahr wusste das haldern pop festival mal wieder mit einer vielzahl abwechslungreicher musik-darbietungen in wundervoller atmosphäre zu überzeugen. die diesjährige ausgabe musste allerdings zunächst einmal einen durchweg verregneten ersten festivaltag hinnehmen, was manchen den zeltaufbau zwar etwas erschwerte, die vorfreude auf dieses spezielle festival aber kaum minderte. schließlich bot das programm an diesem tag allerhand, um dem regen zu entfliehen und für mehrere stunden im trockenen spiegelzelt zu verweilen. dort spielten mit whitney, the rad trads und trevor sensor nämlich gleich drei sehr sehenswerte acts nacheinander. den anfang gaben whitney, deren souliger americana-pop zwar noch besser bei sonnenschein im freien zu geltung gekommen wäre. aber auch im spiegelzelt konnte man sich dem charme ihres sommerlichen debüt-albums kaum entziehen. the rad trads, die regelmäßig in den angesagten blues-clubs in new york spielen, dürften sich im spiegelzelt hingegen wie zu hause gefühlt haben. die ernergie, die ihr sound aus blues, soul und rock ’n‘ roll transportiert, entlädt sich an so einem ort schließlich am besten. der im anschluss spielende trevor sensor erinnerte dann stark an den bereits auch in haldern zu gast gewesenen tallest man on earth. der amerikaner und der schwede lassen sich in punkto stimme und gitarrenspiel wirklich kaum auseinander halten, was die musik sensors wohl am besten beschreibt. lediglich in sachen bühnenpräsenz kann der junge amerikaner noch nachlegen. etwas mehr ruhe hätte seinem auftritt, der stets etwas rastlos wirkte, gutgetan. nach diesem ausgiebigen aufenthalt im spiegelzelt ging es dann endlich ins freie. nunja, fast – nämlich in ein neben der hauptbühne aufgebautes tipizelt, in dem sich eine band namens giant rooks aus hamm aufmachte, das haldern publikum für sich zu erobern. während einer umbauphase auf der hauptbühne präsentierte die band, deren durchschnittsalter bei gerade mal 17,5 jahren liegt, ihren infektiösen indie-pop, der für das alter der band erstaunlich reif und eigenständig klingt. die erste entdeckung des diesjährigen festivals stand damit schnell fest. trotz naturgemäß an diesem ort nicht perfekt ausgetüfteltem sound war ihr konzert ein großer pop-moment! der zweite festivaltag begann in einer ebenfalls erstklassigen konzert-location – der haldern pop bar im dorf. dort gab jalen n’gonda zur mittagsstunde seinen an leon bridges erinnernden soul zum besten. so lässt sich ein tag entspannt beginnen. später stand dann der erste gang zur hauptbühne an, wo ben caplan & the casual smokers dem publikum ihre schrammeligen akkorde und harmonien um die ohren schmetterten. ein auftritt, der angesichts des noch folgenden starken programms wohl nicht in besonderer erinnerung bleiben wird. die zeit bis zum heiß erwarteten set von michael kiwanuka auf der hauptbühne ließ sich anschließend im spiegelzelt mit den auftritten von money und drangsal sehr gut überbrücken. erst düstere und reduzierte herzschmerz-musik aus manchester, dann aufregender 80er jahre breitwand-pop aus berlin. mehr vielfalt geht nicht. für die letzten drei acts des tages ging es dann aber wieder auf den reitplatz zur hauptbühne. michael kiwanuka, dem mit seinem zweiten album „love & hate“ vielleicht die platte des jahres gelungen ist, spielte in seinem leider etwas zu kurz geratenen slot hypnotisierenden („cold little heart“) und tanzbaren („black man in a white world“) soul zugleich. seine perfomance bestätigte den eindruck, den der hörer schon nach den ersten durchläufen der neuen platte gewinnen konnte: eine unglaubliche weiterentwicklung gegenüber der bereits famosen debüt-platte aus dem jahr 2012. von loney dear lässt sich dies leider nicht behaupten. sprach ich vor neun jahren an dieser stelle noch vom zauberhaftesten auftritt des haldern pop 2007, machte sich in diesem jahr doch starke enttäuschung breit. es wirkte als habe emil svanängen einfach zu viel auf einmal gewollt. überdreht und ohne wirkliches konzept sprang er auf der bühne hin und her. immerhin verhalf der mit dem cantus domus chor vorgetragene song „ignorant boy, beautiful girl“ dem auftritt zu einem einigermaßen versöhnlichen ende. für den abschluss des zweiten festivaltages hatten dann st. paul & the broken bones die passende musik parat und sorgten für einen äußerst unterhaltsamen hauptbühnen-ausklang. lead-sänger paul janeway gab im wahrsten sinne des wortes sein letztes hemd – eine denkwürdige performance. nachdem the lytics tag drei des festivals auf der hauptbühne mit anständigem old-school hip hop eröffnet hatten, sollte sich in der haldern pop bar erneut ein ganz besonderes konzert-erlebnis und höhepunkt des festivals abspielen. me + marie begeisterten das publikum mit einer unheimlich intensiven performance ihres debüt-albums „one eyed love“, auf dem ehrliche und einnehmende rock-musik zweier äußerst sympathischer musiker zu hören ist. an diesem tag erhielten die beiden zudem noch unterstützung durch einen weiteren musiker am bass und keyboard, der dem ohnehin schon sehr eindringlichen sound noch mehr drive verlieh. durchaus ruhiger ging es zurück im spiegelzelt zu. roo panes und albin lee meldau sorgten mit ihren gefühlvollen stimmen für eine andächtige stimmung unter den festival-besuchern. insbesondere letzterer schaffte es mit seiner kautzigen art die ganze aufmerksamkeit des publikums zu gewinnen. seine ep „lovers“ sei an dieser stelle jedem ans herz gelegt. thees uhlmann, der wegen seiner lesereise in letzter zeit eine kleine konzertpause eingelegt hatte, stand anschließend erstmals wieder auf einer musikbühne und hatte sichtlich spaß daran. beeindruckender war jedoch der gig von ebbot lundberg und seiner neuen band the indigo children. eine show, die den namen „rock-show“ tatsächlich noch verdient und für ordentlich schweiß im publikum sorgte. kein vergleich zum etwas gleichförmigen sound auf ihrer debüt-platte „for the ages to come“. nach drei tagen voller so unterschiedlicher musik beendeten daughter aus london schließlich das haldern pop 2016 für mich und zeigten, wie auch sie sich mit ihrer zweiten platte „not to disappear“ eindrucksvoll weiterentwickelt haben. viele emotionen gab es von der band an diesem abend zwar nicht zu sehen, ihre neuen voluminösen songs schienen jedoch wie gemacht für die große bühne.“


get well soon, open source festival 2016
„endlich konnten get well soon ihrem ruf als dekadenteste band deutschlands gerecht werden. einem ruf, an dem die band nach bekunden konstantin groppers schon seit jahren arbeitet. im rahmen des zauberhaften open source festivals war es nun so weit: die band spielte auf der düsseldorfer galopprennbahn, direkt neben dem örtlichen golf-club. mehr dekadenz geht nicht. dem anlass entsprechend angezogen waren die herrschaften auf der bühne natürlich auch. stilecht mit whiskey im glas – wie es sich gehört. gespielt wurden vorallem songs der aktuellen platte „love“, dem vierten geniestreich groppers. aber auch über schon etwas älteres material wie den sagenhaften western-epos „roland, i feel you“ durften sich die besucher dieses sehr atmosphärischen und entspannten tagesfestivals freuen. mit der buchung get well soons konnten die veranstalter aber auch nichts falsch machen. schießlich gilt die band seit nunmehr knapp zehn jahren als garant für den besonderen festival-moment.“


new fall festival 2015
„das nunmehr zum fünften mal veranstaltete new fall festival in düsseldorf expandiert bereits seit dem letzten jahr in allen bereichen: mehr bands, mehr bühnen, mehr abwechslung. so kam es, dass auch ich mir in diesem jahr – entgegen der liebgewonnenen tradition der letzten jahre – gleich zwei künstler in zwei unterschiedlichen locations gönnte. zunächst spielte am freitag abend der soul-newcomer curtis harding aus atlanta eine kurze und knackige show im tanzhaus nrw. und in der tat – getanzt wurde im tanzhaus recht eifrig. insbesondere natürlich zur hit-single „keep on shining“, zu der füße stillhalten kaum möglich ist. das konzert ließ sich aber mindestens genauso entspannt von den bequemen sitzplätzen im hinteren bereich des saals verfolgen. umfasst hardings debüt-album „soul power“ schließlich mit blues-, funk- und gospel-einflüssen so viele facetten, die man sich – wie z.b. das herrlich groovige „next time“ zeigt – auch in aller ruhe im sitzen zu gemüte führen kann. zwar wirkte der amerikaner auf der bühne insgesamt noch etwas unsicher. die große zukunft, die ihm kollegen wie iggy pop und jack white schon in aussicht gestellt haben, scheint mit etwas mehr bühnenerfahrung gleichwohl nicht ausgeschlossen. am samstag abend luden dann kitty, daisy & lewis in die düsseldorfer tonhalle ein, um ein wahres feuerwerk des rock ’n‘ rolls zu zelebrieren. auch wenn bei ihrer aktuellen dritten platte „the third“ dieser nicht mehr so sehr im fokus steht wie noch zuvor: ihre liebe zum rockabilly-sound sollte heute die richtung vorgeben. das bereits nach dem ersten song von den sitzen gerissene publikum in der übrigens zu 100% bestuhlten tonhalle nahm es begeistert auf und feierte sämtliche songs der an diesem abend zu fünft spielenden band frenetisch ab. besonders auffallend war, wie oft und gekonnt das geschwister-trio während seines auftritts zwischen den instrumenten wechselte. beinahe zu jedem song wurde die konstellation verändert. ein beleg dafür, über welche musikalische qualität die band verfügt und wie sehr sie sich offensichtlich in den analogen 50er jahren zu hause fühlt.“


the strypes, werkstatt
„recht spontan ergab sich mein besuch des kölner gastspiels der strypes im rahmen ihrer derzeitigen europa-tour. und es wurde interessant: stand die vierköpfige teenager-band aus irland doch vor der herausforderung, die durchaus melodiösen songs des aktuellen albums „little victories“ mit dem perkussiven pub-rock ’n‘ roll ihres ersten langspielers zu einem runden gesamtpaket zu schnüren. der erste akzent wurde optisch gesetzt: gitarrist mcclorey trat im eigenen bandshirt und justin bieber-flaum an, während o’hanlon im bandtypischen yardbirds-gedächtnis-look über seinem bass lehnte. schon optisch war damit klar vorgegeben, wohin die reise gehen sollte. die band präsentierte dann auch mit erstaunlicher regelmäßigkeit neue und „alte“ stücke im wechsel. knifflig – aber vom altersmäßig doch recht gemischten publikum allgemein sehr gut angenommen. nur selten heulten gitarrenriffs ohne erwiderung durch den saal. als zweiter entscheidender schachzug nach der garderoben-wahl entpuppte sich eine erste längere ansprache von sänger farelly im zweiten konzertabschnitt. ein teil des publikums fühlte sich umgehend eingeladen, für den rest der show einen gefälligen mob kreiseln zu lassen. das bestreben, nicht als bessere cover-band von acts wie them oder dr. feelgood im wohlgesinnten feuilleton nostalgischer altherren zu enden, wurde von den strypes mit diesem schroff und laut abgemischten auftritt eindrücklich untermauert. um den vierten im bunde nicht ungenannt zu lassen: das schlagzeug spielte an diesem abend evan walsh.“ (gastbeitrag)


haldern pop 2015
„das haldern pop festival im jahr 2015 zeichnete sich insbesondere durch seine beispiellose vielfältigkeit aus. sowohl das musik- als auch das wetterprogramm boten am dritten wochenende im august reichlich abwechslung. die besucher bekamen es zunächst mit schwüler hitze, danach mit angenehmem sonnenschein, später aber leider auch mit stundenlangem platzregen zu tun. zu hören gab es währenddessen teils konventionellen, teils ausgefallenen gitarren-rock (der mal mit blues-einschlag daherkam und mal in den post-rock abdriftete), elektronische tanzmusik, brit-pop in seiner wirklich reinsten form, verschiedenste spielarten des folks, diverse rap-performances, deutsche dicht- und tonkunst und natürlich zahlreiche sanfte pop-töne sowie herkömmliche singer-songwriter klänge. kurzum: ein sammelsurium unterschiedlichster musik-genres, die gleichwohl sehr geschickt aufeinander abgestimmt schienen. den anfang machte am ersten festivaltag die kölner band annenmaykantereit, die mich jedoch leider nicht so ganz zu überzeugen wusste. klar, der gesang henning mays ist durchaus etwas besonderes und stimmen dieser art sind in der deutschen musiklandschaft gewiss nicht oft zu hören. dennoch: die texte der band wirken stets etwas unausgereift und eindimensional. seis drum – eine in jedem fall interessante band mit potential nach oben. beeindruckender wurde es dann zu späterer stunde, als benjamin booker das ohnehin schon unerträglich aufgeheizte spiegelzelt mit seinem energischen blues-rock in einen völligen glutofen verwandelte. bei all der wucht, die der amerikaner in seine songs legt, ging leider seine ebenfalls sehr hörenswerte stimme – wohl auch wegen des nicht wirklich gut eingestellten sounds – etwas unter. den zweiten festivaltag eröffneten die villagers, die bereits zum dritten mal in haldern spielten. und bei diesem auftritt stimmte wirklich alles: die akustik war hervorragend, die setlist (mit vielen songs der grandiosen neuen platte „darling arithmetic“ gespickt) perfekt zusammengestellt und das publikum – was an diesem wochenende nicht immer der fall war – absolut aufmerksam. es folgten die dma’s aus australien, von denen ich mir bereits im vorfeld viel versprochen hatte. und tatsächlich: wer auf hymnenartigen brit-pop steht, kam hier vollends auf seine kosten. an sich musik fürs stadion und nicht fürs spiegelzelt. ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der sehr intime auftritt von soak im zelt, der zwar lediglich aus sechs songs bestand, mit „blud“ und „b a nobody“ jedoch nachhaltig zu beeindrucken wusste. das kon­trast­pro­gramm hierzu gab es im anschluss auf der mainstage: olli schulz und seine u.a. mit gisbert zu knyphausen und kat frankie respektabel besetzte band gaben ein paar songs zum besten. dabei wurde ich allerdings das gefühl nicht los, dass sich die mehrheit der festival-besucher mehr auf die unbestrittenen entertainer-qualitäten und ansagen zwischen den songs als auf die musik des hochsympathischen hamburgers freute. nichtsdestotrotz: unterhaltsam war es allemal. in der nacht auf samstag zelebrierten dann noch kiasmos ihre elektronischen klangwelten, von denen mich zwar „lit“ und „looped“ – gerade zu dieser späten stunde – durchaus gefangen nahmen, der rest des sets für meinen geschmack jedoch etwas langatmig war. am nachmittag des dritten festivaltags präsentierten sich the districts – um es in olli schulz’ worten zu sagen – in absoluter spiellaune. besonders frontmann rob grote hatte mit reichlich gitarrenschwung ersichtlich spaß daran, nach dem tollen auftritt im spiegelzelt im letzten jahr nunmehr die hauptbühne bespielen zu dürfen. seine performance wäre zu einem späteren slot beim publikum vielleicht noch etwas besser angekommen. für meine persönlichen festival-highlights sorgten dann aber die beiden britischen bands the bronze medal und the slow show. erstere verschaffte mir mit dem song „darlings“ im spiegelzelt den häufig zitierten und so speziellen „haldern-moment“. letztere spielte sich und publikum während eines starken wolkenbruchs förmlich in einen nie mehr enden wollenden rausch, der sogar ihr letztjähriges konzert im spiegelzelt übertraf. da jegliche weitere beschreibung diesem besonderen moment nicht gerecht werden würde, soll es hiermit bereits sein bewenden haben. auch der später noch folgende und eher mäßige auftritt von deus kann an dieser stelle guten gewissens vernachlässigt werden, war schließlich zu diesem zeitpunkt für glückseligkeit längst ausreichend gesorgt.“