haldern pop 2019
„jeder, der schon einmal das haldern pop festival besucht hat, kennt ihn. den post-haldern-blues. seit sonntag abend hält er mich gefangen. wie beinahe in jedem jahr in der ersten woche nach dem festival schwelge ich unentwegt in erinnerungen, die mit melodien des vergangenen wochenendes untermalt werden. es sind die gedanken an die neu entdeckten künstler, an die wiedergesehenen alten freunde, an die entspanntheit des publikums und der menschen, die dieses festival organisieren, sowie die nochmals gesteigerte leidenschaft für musik, die den vom post-haldern-blues betroffenen in diesen tagen begleiten. ein phänomen, das schönheit in sich trägt und dieses bezaubernde festival am niederrhein so besonders macht.“
konzerte
the sonics, zakk
„ich komme zurück auf die frage, wie weit eigentlich bandnamen weitergetragen werden sollten. rund drei jahre ist es her, dass die sonics in weitestgehend originärer besetzung das famose comeback-album „this is the sonics“ eingespielt haben und es in den konzertsälen der westlichen welt präsentierten. aus altersgründen kam es dann aber recht bald zu zwei umbesetzungen. was veranstalter allerdings nicht davon abhält, bis heute das 2015er line-up zu avisieren. diese gemengelage machte das konzert im düsseldorfer zakk zu einem interessanten phänomen – auf und neben der bühne. das gut gefüllte auditorium reagierte zu beginn sichtlich verblüfft ob der „jugendlichen“ sonics. und auch der kundige anhänger wurde mit einer weiteren umbesetzung am bass – don wilhelm für freddie dennis – überrascht. beim blick zur seite sah man zuschauer die worte „the sonics“ googlen. wer sind diese fünf herren im rampenlicht genau, die vor dem überdimensionierten cover der „boom“-platte mit den konterfeis der band musizieren? die menge groovte sich unterdessen warm und bedachte die zweieinhalb-minütigen nummern beständig mit tosendem beifall. auf der bühne legte sich insbesondere nachwuchs-sonic evan forster kräftig ins zeug. ein ums andere mal präsentierte er dem publikum mit energischer pose eines seiner zwei gitarrensoli – beide übrigens: überragend. alt-meister rob lind am saxophon gab den elder statesman, versorgte das publikum mit anekdoten aus fünzig jahren garagen-rock und winkte immer mal wieder in die euphorisiertesten ecken des saales. abends zuvor in wiesbaden, so war vor konzertbeginn im publikum zu hören, hätten die sonics zu viel rock ’n‘ roll gespielt. zu viel rock ’n‘ roll? die sonics? mit fortschreitendem abend jedoch fiel auf: die gruppe servierte gefühlt ein paar genre-standards zu viel und bot unterm strich etwas zu wenig sonics-sound. aber sind die sonics von 2018 damit schon ihre eigene cover-band? nein. denn wie sagte rob lind zwischen „louie, louie“ und „boss hoss“ oder „dirty robber“ und „psycho“ über seine mitstreiter: „sie waren schon sonics, bevor sie in der band spielten“. er muss es wissen. dass die songs der sonics selbst zu klassikern des genres geworden sind, tut sein übriges.“ (gastbeitrag)
destroyer, new fall festival 2017
„das düsseldorfer new fall festival soll auch in diesem jahr nicht unerwähnt bleiben. mein dortiger besuch vor drei wochen beschränkte sich auf ein konzert der band destroyer. dan bejar und sage und schreibe sieben mitmusiker spielten am sonntag, dem letzten festival-tag, im nicht mal halb gefüllten capitol theater und stellten im wesentlichen ihr neues werk „ken“ vor, dessen songs insgesamt jedoch etwas weniger gefeiert wurden als die ihres sicherlich erfolgreichsten albums „kaputt“. das set mit einer spielzeit von einer guten stunde erwies sich als überschaubar und manche würden es angesichts des doch recht benebelten zustandes des sängers und der lustlos wirkenden zugabe wohl als lethargisch beschreiben. man kann es aber auch als ein kunstvoll arrangiertes gesamtkonzept sehr begabter musiker auffassen und sich mit rotwein vollends hierauf einlassen, um beseelt nach hause zu gehen.“
traumzeit festival 2017
„das traumzeit festival in duisburg verfügt schon seit längerem über einen ziemlich guten ruf, von dessen berechtigung ich mich am letzten wochenende überzeugen ließ. unumstrittenes alleinstellungsmerkmal dieses festivals ist sicherlich seine kulisse. inmitten von hochöfen, hüttenwerk und gaskesseln spielen auf vier bühnen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, regionale nachwuchsbands sowie bereits etablierte pop-acts. hierbei liegt der fokus offenbar nicht auf verkopfter nischen-musik. es soll vielmehr ein breites publikum angesprochen werden, was angesichts der diesjährigen ticket-verkaufszahlen gelungen zu sein scheint. das line-up versorgte mich vorallem mit musikern, deren karrieren ich schon sehr lange verfolge, um die es in den letzten jahren jedoch etwas ruhiger geworden ist. da wäre zunächst helgi jónsson, der zusammen mit seiner ehefrau tina dico in der gebläsehalle ein leidenschaftliches set hinlegte, bei dem mir umgehend in den sinn kam, endlich mal wieder in seine sensationelle platte „for the rest of my childhood“ aus dem jahr 2009 hineinzuhören. ähnliches geschah beim auftritt der shout out louds, die mit ihren letzten beiden platten zwar etwas in der versenkung verschwunden waren, live aber nach wie vor wunderbaren schweden-pop abliefern, der uns vor über zehn jahren alle so verzückte. emotional wurde es am festival-sonntag. die kilians spielten ihre endgültig letzte show. und das unweit ihrer heimat dinslaken. auch hier fühlte ich mich an die anfänge meines blogs erinnert. damals verfolgte ich den beginn der karriere der band mit großem interesse. schließlich wagten sich diese fünf jungspunde unverfroren an den sound der großen strokes, denen ich seit der jahrtausendwende verfallen war. umso schöner, dass die kilians als allerletzten song ihres live-daseins „someday“ ebenjener fantastischen band aussuchten.“
isolation berlin, c/o pop festival 2016
„mir war so, als hätte sänger bamborschke das kölner publikum soeben noch recht freundlich begrüßt, da antwortet er auf einen titel-wunsch mit einem knappen „nö!“ und schmunzelt dabei ein wenig. auch sonst geizt der junge mann auffallend mit hinweisen zum ca. 75-minütigen set, das gleichermaßen bedeutungsvoll („produkt“) wie ungezwungen („annabelle“) startet. man hatte bamborschke eine flasche flimm gereicht, aus der er sich in regelmäßigkeit bedient. für die zuhörer gibts die getränke aus formvollendeten plastikbechern. oh, eine zigarette zum song „meine damen und herren“. was soll ich sagen? eine grau-bunte mischung aus gepflegtem kulturpessimismus, neurosen und herzschmerz. zum mitschunkeln. wat willst do mih, kölle? isolation berlin bieten gewiss eine der ungewöhnlicheren shows des diesjährigen c/o pop – dadem-da-da-dam.“ (gastbeitrag)