haldern pop 2015
„das haldern pop festival im jahr 2015 zeichnete sich insbesondere durch seine beispiellose vielfältigkeit aus. sowohl das musik- als auch das wetterprogramm boten am dritten wochenende im august reichlich abwechslung. die besucher bekamen es zunächst mit schwüler hitze, danach mit angenehmem sonnenschein, später aber leider auch mit stundenlangem platzregen zu tun. zu hören gab es währenddessen teils konventionellen, teils ausgefallenen gitarren-rock (der mal mit blues-einschlag daherkam und mal in den post-rock abdriftete), elektronische tanzmusik, brit-pop in seiner wirklich reinsten form, verschiedenste spielarten des folks, diverse rap-performances, deutsche dicht- und tonkunst und natürlich zahlreiche sanfte pop-töne sowie herkömmliche singer-songwriter klänge. kurzum: ein sammelsurium unterschiedlichster musik-genres, die gleichwohl sehr geschickt aufeinander abgestimmt schienen. den anfang machte am ersten festivaltag die kölner band annenmaykantereit, die mich jedoch leider nicht so ganz zu überzeugen wusste. klar, der gesang henning mays ist durchaus etwas besonderes und stimmen dieser art sind in der deutschen musiklandschaft gewiss nicht oft zu hören. dennoch: die texte der band wirken stets etwas unausgereift und eindimensional. seis drum – eine in jedem fall interessante band mit potential nach oben. beeindruckender wurde es dann zu späterer stunde, als benjamin booker das ohnehin schon unerträglich aufgeheizte spiegelzelt mit seinem energischen blues-rock in einen völligen glutofen verwandelte. bei all der wucht, die der amerikaner in seine songs legt, ging leider seine ebenfalls sehr hörenswerte stimme – wohl auch wegen des nicht wirklich gut eingestellten sounds – etwas unter. den zweiten festivaltag eröffneten die villagers, die bereits zum dritten mal in haldern spielten. und bei diesem auftritt stimmte wirklich alles: die akustik war hervorragend, die setlist (mit vielen songs der grandiosen neuen platte „darling arithmetic“ gespickt) perfekt zusammengestellt und das publikum – was an diesem wochenende nicht immer der fall war – absolut aufmerksam. es folgten die dma’s aus australien, von denen ich mir bereits im vorfeld viel versprochen hatte. und tatsächlich: wer auf hymnenartigen brit-pop steht, kam hier vollends auf seine kosten. an sich musik fürs stadion und nicht fürs spiegelzelt. ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der sehr intime auftritt von soak im zelt, der zwar lediglich aus sechs songs bestand, mit „blud“ und „b a nobody“ jedoch nachhaltig zu beeindrucken wusste. das kon­trast­pro­gramm hierzu gab es im anschluss auf der mainstage: olli schulz und seine u.a. mit gisbert zu knyphausen und kat frankie respektabel besetzte band gaben ein paar songs zum besten. dabei wurde ich allerdings das gefühl nicht los, dass sich die mehrheit der festival-besucher mehr auf die unbestrittenen entertainer-qualitäten und ansagen zwischen den songs als auf die musik des hochsympathischen hamburgers freute. nichtsdestotrotz: unterhaltsam war es allemal. in der nacht auf samstag zelebrierten dann noch kiasmos ihre elektronischen klangwelten, von denen mich zwar „lit“ und „looped“ – gerade zu dieser späten stunde – durchaus gefangen nahmen, der rest des sets für meinen geschmack jedoch etwas langatmig war. am nachmittag des dritten festivaltags präsentierten sich the districts – um es in olli schulz’ worten zu sagen – in absoluter spiellaune. besonders frontmann rob grote hatte mit reichlich gitarrenschwung ersichtlich spaß daran, nach dem tollen auftritt im spiegelzelt im letzten jahr nunmehr die hauptbühne bespielen zu dürfen. seine performance wäre zu einem späteren slot beim publikum vielleicht noch etwas besser angekommen. für meine persönlichen festival-highlights sorgten dann aber die beiden britischen bands the bronze medal und the slow show. erstere verschaffte mir mit dem song „darlings“ im spiegelzelt den häufig zitierten und so speziellen „haldern-moment“. letztere spielte sich und publikum während eines starken wolkenbruchs förmlich in einen nie mehr enden wollenden rausch, der sogar ihr letztjähriges konzert im spiegelzelt übertraf. da jegliche weitere beschreibung diesem besonderen moment nicht gerecht werden würde, soll es hiermit bereits sein bewenden haben. auch der später noch folgende und eher mäßige auftritt von deus kann an dieser stelle guten gewissens vernachlässigt werden, war schließlich zu diesem zeitpunkt für glückseligkeit längst ausreichend gesorgt.“

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