

babyshambles, live music hall
„meine letzte live-begegnung mit peter doherty stammt aus dem jahr 2008. damals stellte er – ebenfalls in der kölner live music hall – zusammen mit den babyshambles deren zweite platte „shotter’s nation“ vor. ganz im gegensatz zur großartigen „down in albion“ show im jahr 2006 zeigte ich mich seinerzeit nicht sonderlich begeistert. ausgestattet mit zwei sehr unterschiedlichen konzert-erfahrungen erwartete ich nun gespannt die live-darbietung der aktuellen scheibe „sequel to the prequel“. nach einem kurzen vorprogramm, das der erwähnung nicht wert ist, betrat die band durchaus pünktlich die bühne. unschwer zu erkennen war sogleich der heutige – und wie immer mit spannung erwartete – zustand dohertys: sturzbetrunken. er wankte über die bühne, suchte allerorten nach halt und versuchte sich über das gesamte set hinweg, irgendwie auf den beinen zu halten. aufgrunddessen griff er im laufe der show leider viel zu selten zur gitarre und versuchte sich lieber auf den gesang zu beschränken. in den kurzen momenten des gitarrenspiels lief dieses jedoch erstaunlich rund und viele gäste der ausverkauften live music hall hätten vermutlich gerne mehr davon gehört. stattdessen warf der berauschte frontmann sowohl mikrofonständer als auch nach wenigen minuten in einer offensichtlich spontanen aktion sich selbst ins publikum, so dass die kameras der smartphones nur so glühten. unter weitestgehendem (und für mich begrüßenswertem) verzicht auf stücke der zweiten (schwächeren) platte war das diesjährige set gekennzeichnet durch brilliante live-songs wie „fall from grace“, „farmer’s daughter“, „fireman“ oder das leichtfüßige „dr. no“. der mit hall und starkem alkoholkonsum unterlegte gesang dohertys klang dabei zerbrechlicher denn je. beim sehr schön dahin gerotzten punk-klassiker der ramones „blitzkrieg bop“ mussten die bandmitglieder dem frontmann textlich sogar erst auf die sprünge helfen, bevor es losgehen konnte. der show tat dies jedoch keinen abbruch. ohnehin sorgten sich dohertys kumpanen und seine stagehands wie kindermädchen um den wackeligen protagonisten des heutigen abends. stets waren sie damit beschäftigt, sämtliche utensilien doherty aus dem weg zu räumen und größere schäden am equipment zu vermeiden. sehr schön mit anzusehen. ein offenbar eingespieltes team. dass mr. doherty zum abschluss nochmal das bekabelte mikrofon in die menge pfeffern sollte, konnten jedoch auch sie nicht vorhersehen. letztlich kamen an diesem abend also sowohl dem voyeurismus frönende gäste als auch liebhaber dohertys musik auf ihre kosten.“

