kraftklub – mit k
„die neuen lieblinge der zdf heute-nachrichten liefern nach ca. einem halben jahr studiozeit ihren ersten langspieler ab. auf „mit k“ haben kraftklub gefühlte acht singles und fünfzehn minuten grundrauschen versammelt. während die tagesthemen dem geschmackvollsten fertigprodukt der saison geschicktes understatement sowie ein kokettes verlierer-image attestieren, gehen wir einen schritt weiter. wer ein so seltsam gutes gesamtpaket schnürt, der hat entweder einen daniel düsentrieb im schrank oder muss es tatsächlich faustdick hinter den ohren haben. das beginnt beim unheimlich originellen bühnen-outfit, den herrlichen dick brave gedächtnis jacken, und endet bei einer präzise gesponnen legende rund um die band-gründung in der chemnitzer muckibuden-szene. unterdessen werden geschätzte zwanzig bands sowie ein dutzend deutscher städte gedisst, so dass kleine schwestern von 13 bis ende 20 gefallen an randale auf kraftklubs „autobahn zur hölle“ tour gefunden haben. da ist für alle ein zitat dabei. auch das vitamin-b stimmt: neben der nachrichten-branche bestehen auch kontakte in die contest-welt des öffentlichen sowie privaten rundfunks. strategen wie ted jensen haben derweil schon ganz andere bands gemastert. die lieder tönen alle halbwegs ähnlich, doch wenn auch die zukünftigen songs mit soviel verve auf polycarbonat gebannt werden, wird die unterhaltungsmaschine kraftklub weiterhin gut geölt laufen. fazit: diese platte ist eine runde sache – was auch sonst.“ (gastrezension)
platten
the black keys – el camino
„nachdem die black keys im letzten jahr mit ihrem grammy gewinnenden album “brothers” und der single „tighten up“ nach sechs alben und zehn jahren tingeltour schließlich in aller ohren waren, konnte ich zunächst nicht allzu viel mit ihnen anfangen. zu gemächlich klang die platte. erst im rückgriff auf „rubber factory“ konnte ich mich für das duo aus ohio und ihre neudefinition des blues im 21. jahrhundert begeistern. nun ist binnen kurzer zeit ihr siebtes studio-album „el camino“ erschienen und fällt nicht weniger massentauglich als „brothers“ aus. sogar auf hr1, dem familiensender des hessischen rundfunks mit dem motto „und das gefühl ist wieder da“, spielte radiolegende werner reinke den neuen titel „sister“ in seiner samstagmorgen show. allerdings ist auf „el camino“ statt souliger töne wieder mehr rockiger blues geboten – der scheppernde groove von „rubber factory“ wird mit dem melodien-für-millionen sound von „brothers“ gekreuzt. die erste auskopplung „lonely boy“ geht dann auch direkt gut ins bein. mit „little black submarines“ schließlich bieten patrick carney und dan auerbach ein echtes highlight der bandgeschichte dar. die black keys schmieden das eisen, solange es heiß ist. und sie tun gut daran.“ (gastrezension)
noel gallagher’s high flying birds – s/t
„mit der veröffentlichung von „different gear, still speeding”, dem ersten album des solo-projekts von liam gallagher, wurde der streit zwischen den gallaghers erstmals auch auf musikalischer ebene ausgetragen. vielleicht die chance für den geneigten hörer, dem ständigen kampf um mediale aufmerksamkeit etwas nützliches abzugewinnen. den eher durch mittelmäßigkeit glänzenden versuch von liam und seiner band beady eye kontern noel und seine high flying birds ausgesprochen eindrucksvoll. bereits der opener „everybody’s on the run“ hat es in sich und lässt erahnen, welch große brit-pop hymnen folgen werden. genannt seien an dieser stelle nur „(i wanna live in a dream in my) record machine“ und „aka… broken arrow“, die beide nochmals ausdrücklich klarstellen, welcher gallagher tatsächlich kreativer kopf von oasis war.“
thees uhlmann – thees uhlmann
„wenn thees uhlmann „paris im herbst“ huldigt, „das mädchen von kasse 2“ besingt oder in „17 worte“ herzen beschwört, die wie berliner synagogen bewacht werden, fragt man sich gelegentlich schon, ob man das jetzt grenzwertig kitschig oder einfach nur höchstcharmant finden soll. es sei jedem selbst überlassen. erwähnte songs könnten typischer für thees jedenfalls nicht sein. und genau deswegen liebt oder hasst man ihn eben. dass er zeitgleich mit „zum laichen und sterben ziehen die lachse den fluss hinauf“ und dem in kooperation mit casper entstandenen „& jay-z singt uns ein lied“ zwei der größten deutschsprachigen songs des jahres abliefert, kann ihm allerdings kaum hoch genug angerechnet werden.“
bon iver – bon iver, bon iver
„wie nicht anders zu erwarten war, ist auch das zweite album von justin vernon ein sehr leises geworden. der geneigte hörer sollte sich also ruhe gönnen und ein wenig zeit bereit halten, um „bon iver, bon iver“ in seiner ganzen pracht genießen zu können. denn schenkt man den zehn songs nicht seine gesamte aufmerksamkeit, driften sie schnell ins belanglose ab. wer aber den vorgänger mochte, kann auch mit diesem werk nichts falsch machen. in der musikpresse wird es vielerorts bereits als erster anwärter fürs album des jahres gehandelt. dafür reichts nach meiner einschätzung zwar nicht ganz. die intensität, mit der justin vernon seine songs vorträgt, bleibt jedoch unangefochten.“