konzerte


way back when festival 2015
„am vergangenen pfingstwochenende ging in dortmund zum zweiten mal das way back when festival über die bühne. das noch junge indoor festival wartete mit einem wirklich ansehnlichen line-up auf und brachte für drei tage wundervolle musik ins ruhrgebiet. mit von der partie war – mit einem für mich überraschend früh angesetzten slot im fzw – auch die inzwischen allseits beliebte österreichische band wanda, die sich eine stunde lang durch ihre hit-trächtige debüt-platte spielte und einen song des im herbst erscheinenden zweiten albums hören ließ. sänger und sympathikus marco michael wanda tat sich besonders beim song „ich will schnaps“ hervor, bei dem er sich mittels stagediving zur anderen seite des clubs transportieren ließ, dort einen hochprozentigen zu sich nahm und denselben weg zurück wählte. ein herrliches schauspiel! im anschluss spielten dann die melancholiker von the slow show in der von 1892 bis 1894 erbauten pauluskirche ein set, das an diesem ort wunderbar funktionieren sollte. jedes mal aufs neue ist es faszinierend, mitanzuhören, wie rob good­win diese einzigartige stimme hervorbringt – it’s just magic! es folgte schließlich noch die mir bis dahin unbekannte band tora aus australien, die mit ihrem elektronischen chill-wave ebenfalls bestens in die kirche passte. eine band für den hinterkopf!“


the libertines, mit­su­bishi elec­tric halle
„dass die libertines im rahmen ihrer reunion-tour 2014 in der düsseldorfer mit­su­bishi elec­tric halle gastierten, ist zwar schon knapp drei monate her. da dieses großereignis aber auch noch mit meinem 30. geburtstag zusammenfiel, soll es hier keinesfalls unerwähnt bleiben. schließlich verfolge ich das treiben der beiden protagonisten der libertines seit langer zeit und es veranlasste mich, damals 2007, sogar dazu, meinen ersten blog-beitrag zu verfassen. als ich sie dann am 05. oktober diesen jahres zum ersten mal gemeinsam auf der bühne sah, harmonierten pete doherty und carl barât von beginn an prächtig. als hätten sie jahrelang ohne unterbrechnung in der libertines-formation live performt. spielfreudig und erstaunlich klar boten sie dem publikum sage und schreibe 26 songs ihres gemeinsamen schaffens. keine eskapaden. nur musik. und was für welche! hit reihte sich an hit: „time for heroes“, „music when the lights go out“, „can’t stand me now“, um nur einige wenige zu nennen. den auftritt des grotifanten, dem maskottchen des kfc uerdingen, hätte man sich allerdings sparen können. mag der kfc auch petes heimatverein sein. eine eher unnötige aktion. zeigt sie nur einmal mehr, dass die libertines am stärksten sind, wenn sie all ihre energie einfach in ihre – nach wie vor – grandiosen songs stecken. ob die zum ende des konzerts verlautbarten pläne, demnächst ein neues album zu veröffentlichen, in die tat umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.“


haldern pop 2014
„sie klingen wie eine mischung aus den two gallants und den frühen kings of leon. ihre selbstbetitelte ep „the districts“ enthält fünf songs und lässt sich ohne lästiges track skipping durchhören – längst keine selbstverständlichkeit mehr diesertage. den positiven eindruck, den diese junge und aufstrebende rock-band schon auf platte hinterließ, bestätigte sie auch mit ihrem auftritt im spiegelzelt; meinem ersten konzert auf dem diesjährigen haldern pop festival. und in ebenjenem spiegelzelt sollte sich bereits im laufe des ersten abends eines der highlights des festivals ereignen. soweit war es jedoch noch nicht. denn erst zerlegte das musiker-duo royal blood das zelt beinahe in sämtliche einzelteile. danach klang zumindest ihr brachialer garagen-rock, der die begeisterte menge völlig zum ausflippen brachte. ein sehr ungewohntes bild, das in den letzten jahren in haldern nicht allzu häufig zu sehen war. im anschluss machte sich dann aber die englische band the slow show auf, die herzen der spiegelzelt-besucher zu erobern. und es gelang ihr – mithilfe des chors cantus domus – im handumdrehen. ein konzert, das einen platz in den geschichtsbüchern halderns sicher haben dürfte. die außergewöhnliche stimme rob goodwins live zu erleben, verschlug selbst den abgebrühtesten zuhörern den atem. mit dieser band kommt noch großes auf uns zu! der zweite festivaltag begann in der kleinen, im dorf gelegenen, haldern pop bar. the mispers spielten auf. wieder so eine junge band, die mit ihren sehr tanzbaren rhythmen und melodien lust auf eine langspielplatte machte, an der es bisher fehlt. mit herz und seele zelebrierte sie ihre songs, von denen insbesondere „brother“ ausgesprochen gut beim publikum ankam. die hauptbühnen-acts konnten am freitag dann leider weniger überzeugen. den anfang machten ewert and the two dragons. die songs ihrer nahezu perfekten pop-platte „good man down“ wollten auf dem reitzplatz einfach nicht richtig zünden. vermutlich eine band für den kleineren rahmen, den sie ja bereits zwei jahre zuvor in der haldern pop bar bespielten. auch chet faker blieb etwas hinter den erwartungen zurück. unabhängig davon, dass sein set aufgrund von sound-problemen viel zu kurz geraten ist, vermochte auch hier der letzte funke nicht überzuspringen. für eine grundsolide vorstellung sorgten hingegen die black lips (im spiegelzelt). die amerikaner zeigten sich äußerst spielfreudig und bestätigten ihren guten ruf als famose live-band; ließen für meinen geschmack aber leider zu viele alte hits vermissen. nach diesem letztendlich eher durchwachsenen freitagsprogramm sollte der samstag wieder hochklassig werden. nämlich mit dem äußerst entspannten surf-rock von money for rope zur mittagszeit, den großen gesten der inzwischen zu stadion-rockern herangewachsenen augustines und der einen quasi in trance versetzenden musik des veteranen fink. am meisten hängen bleiben wird jedoch das konzert von conor oberst und seiner backing-band – den dawes. letztere beeindruckte nicht nur durch ihre geschmackvollen frisuren und sonnenbrillen, sondern vorallem durch ausgezeichnete fähigkeiten an den instrumenten. aber auch conor oberst selbst war in topform und spielte sich durch ein paar sehr schöne songs seines unendlichen repertoires. dass er zur seiner unterstützung noch die schwestern klara und johanna söderberg von der band first aid kid auf die bühne holte, machte seine show zu einem ganz besonderen auftritt, bei dem alle beteiligten zauberhaft miteinander harmonierten. zurück im spiegelzelt erwartete sodann enno bunger das festival-publikum, um ihm seine melancholischen songs darzubieten. im ersten moment tat es sehr gut, seinen deutschen gesang zu hören, kam im diesjährigen line-up solcher doch deutlich zu kurz. nach ein paar songs legte sich jedoch dieses gefühl und man hatte den eindruck, dass enno bunger insgesamt mit etwas zu viel theatralik aufwartete. ganz anders: mark kozelek, der als sun kil moon für mich den abschluss des haldern pop 2014 besorgte. in seinen songs konnte man sich – anders als beim auftritt zuvor – tatsächlich verlieren, wozu auch der auffällige hall-effekt auf seiner gesangsstimme beigetragen haben dürfte.“


die liga der gewöhnlichen gentlemen, gebäude 9
„bevor die liga der ge­wöhn­li­chen gent­le­men ihr bereits zweites album in gänze vor­stel­len soll­te, er­öff­ne­ten the moriartees um ihren sin­gen­den drum­mer den abend und mach­ten gleich mal mit sehr trei­ben­den schlagzeug-rhyth­men auf sich auf­merk­sam. noch kurz zuvor hatte cars­ten fried­richs im vor­raum ent­spann­ten soul auf­ge­legt. mit ihrer ex­plo­si­ven mi­schung aus stamp­fen­den rhythm & blues und klas­si­scher beat-​mu­sik er­in­ner­ten die moriartees stel­len­wei­se an groß­ta­ten der band the so­lu­ti­on – auch wenn diese ge­wiss un­er­reicht blei­ben. alles in allem also eine kluge ent­schei­dung, die köl­ner band ins vor­pro­gramm auf­zu­neh­men. dann erschienen die gentlemen, ob­wohl sich cars­ten fried­richs nach ei­ge­nem be­kun­den fast nicht mehr auf die bühne ge­traut hätte – so be­geis­tert war er. die be­geis­te­rung des pu­bli­kums hielt im wei­te­ren ver­lauf des abends auch für seine band, die un­ver­gleich­li­che liga der ge­wöhn­li­chen gent­le­men, an. sämt­li­che songs des re­la­tiv kurz ge­ra­te­nen neuen al­bums „alle am­peln auf gelb“ wur­den ge­spielt und ab und an mit net­ten hin­ter­grund-​ge­schich­ten vor­ge­stellt. den hö­he­punkt der be­geis­te­rung er­reich­te das au­di­to­ri­um je­doch, als die band in der zu­ga­be zwei su­per­punk-num­mern spiel­te. denn an wel­chem ort hätte das kämp­fe­ri­sche „man kann einen ehr­li­chen mann nicht auf seine knie zwin­gen“ in die­sen zei­ten schon bes­ser ge­passt?“


ja, panik, zakk
„die erste hälfte des jahres neigt sich bereits dem ende entgegen und resümieren lässt sich fürs erste, dass in den letzten fünf monaten keine platte häufiger den weg in meinen gehörgang gefunden hat, als „libertatia“, das fünfte album der gruppe ja, panik. wenn andreas spechtl, kopf der band, diese versponnenen geschichten um einen anarchistischen ort namens libertatia, gelegen angeblich im nordwesten vor madagaskar, besingt und den hörer damit zum sinnieren über das leben einlädt, klingt das im neuen sound-gewand der band so unbeschwert, dass man meinen könnte, es handele sich hierbei um leichtverdauliche pop-kost. doch weit gefehlt. denn so einfach diese klänge auch zu konsumieren sind, so komplex bleiben doch für eine ganze weile die textlichen raffinessen spechtls, was sicher nicht nur an dem von ihm seit jeher eingesetzten „denglisch“ liegt. die dem gesamten album zugrundeliegende utopie brachte die band auch mit ihrer unaufgeregten live-performance ausgesprochen glaubhaft auf die kleine bühne im düsseldorfer zakk. zwischendurch spielten die drei zwar immer mal wieder auch songs des vorgänger-albums „dmd kiu lidt“, herzstück des abends aber waren songs wie das extrem funkige „chain gang“, die nummer zum mitschwofen „post shakey time sadness“ oder mein persönlicher favorit „au revoir“, das – gehört im leicht dösigen zustand infolge des verzehrs diverser biere nach einem harten arbeitstag – tatsächlich die welt verbessern könnte. wohl nie zuvor hat sich eine band besser neuerfunden: „one world, one love, libertatita.“