lost takes

9. Oktober 2014

hey, hey, hey now!

verfasst in lost takes von oklahoma - od

„meinen einstand auf okla­ho­ma-od.com gab ich mit einem beitrag zum tragischen aus der hellacopters. seither ist viel wasser den main und rhein hinab geflossen, ein erhoffter mitschnitt der großartigen live-shows wurde nicht veröffentlicht, so dass hier nochmal an eine studio-aufnahme erinnert werden soll. das 2000er album „high visibility“ stammt aus einer zeit, als man tonträger noch per postkarte aus katalogen bestellte. es besiegelte das ende des übersteuerten schweinerocks aus den ersten bandjahren und etablierte stattdessen flink vorgetragenen gitarren-rock ’n‘ roll mit feiner piano-note. auf viva 2 konnte man die band nun im video-clip zu „toys and flavors“ vor explodierenden waschmittelpackungen posieren sehen und manche witterten ob balladeskeren tönen, wie im recht entspannten „no song unheard“, verrat am fan der ersten stunde. im kassettendeck des zivildienstwagens avancierte „high visibility“ hingegen fünf jahre später endgültig zum meistgespielten album meines lebens. und zeigt auch nach 14 jahren keinerlei abnutzungserscheinungen, weil musik-instrumente selten so überzeugend eingesetzt wurden wie damals im polar studio, stockholm. das musikalische erbe der hellacopters hat unterdessen die band imperial state electric angetreten, die von hellacopters-songschreiber nickie andersson gegründet wurde und wieder etwas stärker auf freund/innen des gradlinigen hard-rocks abzielt.“

29. Juli 2014

bye bye, johnny!

verfasst in lost takes von oklahoma - od

johnny winter ist tot. der texanische blues-musiker starb wenige tage nach seinem letzten auftritt im alter von 70 jahren in der schweiz. der gitarren-virtuose erschien in den 60er jahren auf der bildfläche, um dann aus dem woodstock-film geschnitten zu werden und für seine großartigen frühen alben „johnny winter“ und „second winter“ bei columbia records zu unterschreiben. ein höhepunkt seines schaffens war sicherlich die zusammenarbeit mit seinem idol muddy waters. als dieser mitte der 70er ein wenig in die jahre gekommen war, produzierte winter das erste von vier alben für den altmeister – der name: „hard again“. zu hören gab es archaischen delta-blues mit eindringlicher mundharmonika und einem schneidigen sound, den sich winter in dieser zeit auf seinen eigenen alben selbst nicht gönnte. der fünfeinhalb-minütige opener „mannish boy“ brauchte nicht viel mehr als die stete wiederholung ein und desselben riffs. die band malochte und johlte zu waters neuerlicher interpretation seines klassikers. und johnny winter ließ die gitarre jaulen. entweder man liebt das oder eben nicht. muddy waters liebte es ganz offenkundig. auf die frage nach dem titel der platte antwortete er: „it made my little pee-pee hard again!“

27. Mai 2014

does your conscience bother you?

verfasst in lost takes von oklahoma - od

„es geht um einen gouverneur, der die rassentrennung verfechtet, es geht darum, an welcher stelle „boo boo boo“ gesungen wird und lässt sich in der frage zusammenfassen: verharmlost „sweet home alabama“, einer der großen hits von 1974, rassistische einstellungen? teile des liedtextes entstanden in reaktion auf neil youngs „southern man“ und „alabama“, mit denen der kanadier den rassismus in den amerikanischen südstaaten anprangerte. lynyrd skynyrd antworteten auf ihre weise mit einer unverfänglichen gute laune hymne. in der zweiten strophe des musikalisch brillanten, von al kooper dynamisch produzierten songs wird neil young mitgeteilt, dass er sich im süden nicht mehr blicken lassen soll. nach der folgenden strophe über den bereits erwähnten gouverneur george wallace setzt zum zweiten mal der bemerkenswert unpolitische refrain ein, in dem es heißt: „sweet home alabama – where the skies are so blue“. fraglich, ob der hinweis auf den blauen himmel über alabama die richtige antwort auf youngs anklagen ist oder bloß ein naives statement unbedarfter rock-musiker. zugegeben: auf neueren veröffentlichungen wird der stolz auf das konservative amerika – allerdings in runderneuerter besetzung der band – zunehmend ironiefrei vorgetragen. aber auch neil young musste sich die bezeichnung „politischer geisterfahrer“ gefallen lassen, als er den anti-terror-krieg der bush-administration anfang des letzten jahrzehnts orchestrierte. „sweet home alabama“ dagegen ist ein vertrackteres stück, das politische und unpolitische themen verbindet und die eine aussage schlussendlich verweigert. es hebt sich nicht zuletzt dadurch ab von eher eindimensionaler pop-musik, die auch in den 70er jahren die chart-listen im griff hatte. während lynyrd skynyrd ihrem krachenden album-opener – soviel ambivalenz muss sein – das schmachtende „i need you“ folgen ließen, soll neil young „sweet home alabama“ hin und wieder live zum besten gegeben haben.“

21. März 2014

anybody out there who wants to boogie?

verfasst in lost takes von oklahoma - od

„die kassette – es war eine agfa super ferro dynamic 60+6 minuten – hatte ich im alter von neun oder zehn jahren auf einem großen stapel hinter der stereo-anlage meiner eltern entdeckt. was auf der einen seite war, weiß ich nicht mehr so genau – vielleicht die beatles. auf der anderen seite jedenfalls spielten status quo groß auf – der heißeste scheiß von 1970 und 1971. das tragische an dieser kassette war, dass hits wie „railroad“ und „gerdundula“ zwar in voller länge zu hören waren, aber der abräumer „mean girl“ mitten im lied abbrach. selbst die sechs zusätzlichen minuten hatten nicht gereicht, das band war einfach zu ende. doch es hatte schon gereicht: jahre lang habe ich mit wonne das halbe lied gehört, ohne nach dem rest zu suchen. als ich dann die schall­plat­te zur kas­set­te im schrank unter der ste­reo-?an­la­ge entdeckte, war die freude trotzdem riesengroß. denn die zweite hälfte von „mean girl“ beinhaltet einige der räudigsten gitarren-licks, die ich je gehört habe. neben besagter platte stand die „hello!“ – ein weiteres highlight aus der glorreichen band-phase zwischen ’70 und ’76, die im live-album mit dem schlichten titel „status quo live“ gipfelte. ähnlich geradeaus klingt der boogie-blues-rock dieser jahre. mit „rockin‘ all over the world“ neigte die band dann wieder einem poppigeren sound zu, den man zu beginn des jahrzehnts hinter sich gelassen hatte. zeitsprung. nach diversen wechseln im line-up treten status quo dieser tage an einigen abenden außer der reihe wieder in der legendären besetzung rossi – parfitt – lancaster – coghlan auf. meine eltern waren natürlich vor ort. wenn sich die schallplatte aus ihrem schrank auf dem plattenspieler dreht und „mean girl“ spielt, stutze ich immer noch an der stelle, als die 60+6 minuten damals endeten.“

24. Dezember 2013

don’t forget to boogie!

verfasst in lost takes von oklahoma - od

„one day about 23 years ago in takoma park, maryland, there was a birth on christmas day“ – geboren wurde einer der modernen erlöser in gestalt des rock-gitarristen: mr. henry „sunflower“ vestine. bob „the bear“ hite lädt vestine nach einer kurzen vorstellung zur ausschweifenden solo-einlage in canned heats „fried hockey boogie“ ein. die über elf-minütige aufnahme basiert lose auf john lee hookers „boogie chillen'“ und entstand für das studio-album „boogie with canned heat“ aus dem jahr 1968. wie keiner anderen klassischen blues-band gelang es den „kings of boogie“ in der folge, die charts zu stürmen. „on the road again“ und „going up the country“ waren internationale hits – letzterer wurde zum markenzeichen des woodstock festivals. aber auch dem weihnachtsfest widmete sich die band noch das ein oder andere mal. im „christmas blues“ heißt es etwa: „it’s christmas time everybody, but it’s raining in my heart“. verregnete straßen sind wir in diesen breitengrade ja durchaus gewöhnt, aber herzschmerz sollte zum fest der liebe nun wirklich niemand haben – und muss auch niemand haben, wie im „fried hockey boogie“ klargestellt wird: „love can be found anywhere… even in a guitar.“ deshalb schließe ich der harmonie und glückseligkeit wegen meinen besten wünschen für ein schönes weihnachtsfest die dringliche aufforderung bob hites an: „don’t forget to boogie… boogie… boogie!“

p.s. canned heats 2007er „christmas album“ ist weitaus besser, als es das cover vermuten lässt – alte aufnahmen inkl.“