24. Januar 2010

„der hamburger gisbert zu knyphausen stürmte vor zwei jahren mit seiner ganz eigenen mischung aus melancholie und trotz die deutschen konzertsäle. vor 34 jahren haben es ac/dc mit derselben mixtur auch schon einmal probiert. zu ungewohnt ruhigen klängen singt bon scott, den man bei jedem wort schmunzeln zu sehen meint, einen großartigen text über einen ernüchterten kerl im besten alter. allein und fernab beständiger beziehungen, vom alkohol umspült, ohne aussicht auf besserung erkennt dieser die leere in seinem kopf. sich bewusst, dass das leben gewiss anders laufen könnte, triumphiert doch die unfähigkeit, einen neuanfang zu machen. es geht für ihn schlichtweg weiter per anhalter die straße des lebens hinunter – „ride on“. das möglicherweise famoseste blues-solo des jüngeren young-bruders angus unterstützt die zerrissenheit eines lebens, an dem bon scott nur vier jahre später selbst ersticken sollte. wem ein paar dur-akkorde eigentlich nicht reichen und ac/dc sowieso zu stumpf sind, dem entgeht nicht nur ein bitterschönes lied, sondern auch die chance, einen charismatischen sänger zu entdecken, der gewiss nicht bereut hat, die entscheidung für die weiterfahrt getroffen zu haben. das leben ist heutzutage bekanntermaßen noch komplizierter geworden, wimmelt es doch offenbar vor möglichkeiten an allen ecken und enden. wer kann sich da schon entscheiden? ich mich immerhin für „ride on“. es war, ist und wird mein lied der lieder bleiben.“
19. Januar 2010

„rock ’n‘ roll wurde vor über 50 jahren gespielt, da hieß der interpret zum beispiel little richard. rock ’n‘ roll wurde auch vor 40 jahren gespielt. da hießen die bands dann mc5 oder the stooges. all diesen burschen hat man die drei akkorde abgenommen, weil sie imstande waren, sie authentisch zu zelebrieren. rock ’n‘ roll wird natürlich immer noch gespielt, aber die authentischen bands sind wiederum rar gesät. the jim jones revue spielen den rock ’n‘ roll so, wie er gespielt werden sollte: überdreht, übersteuert und übertrieben laut. dass man die fünf briten aber als legitime erben der großen rock ’n‘ roll urgesteine bezeichnen und von den unzähligen nachahmern unterscheiden muss, liegt an der originellen und begeisternden vortragsweise: so auf ihrem selbstbetitelten debüt-album von 2008, das in 48 stunden quasi live auf band gedroschen wurde, so auf der einzigen deutschland-tour im herbst desselben jahres in einer handvoll städten und auf der zuletzt erschienenen single-sammlung namens „here to save your soul“. dass die jim jones revue seit über einem jahr einen bogen um deutsche veranstaltungsräume macht, ist jammerschade. die nächste gelegenheit sollte in jedem fall beim schopfe ergriffen werden. ich habe mit vier der fünf herren am pinkelbecken gestanden und seid versichert: sie freuen sich definitiv über jeden, der abtanzen kommt. aber: gehörschutz nicht vergessen. kein scherz!“
17. Januar 2010

„hoppla, da startet das jahr gerade durch und man stolpert mit mehrmonatiger verspätung über einen der klassiker des letzten musikjahres: „before the frost“ – das neue album der black crowes. für cd-käufer gibt es den zweiten teil „until the freeze“ als gratis-download, für vinyl-liebhaber direkt die ganze ladung als doppel-lp. der clou ist die tatsache, dass die platte live vor publikum im tonstudio von ex-the band drummer devon helm, einer scheune, aufgenommen wurde. und so klingt das ganze dann auch – kantig produziert in einem schicken retro-gewand, dass sogar die faces vor neid hätte erblassen lassen. nach jedem lied ist die reaktion der zuhörer zu vernehmen, die man sodann mit seinem ersten eindruck vergleichen kann. geht man nach den reaktionen des publikums, so ist „been a long time (waiting on love)“ der schlager der platte. frenetisch wird der fulminante jam des schlussteils bejubelt. aber wie wir wissen, ist der erste eindruck nun mal nur der erste. hier gibt es definitiv auch im zehnten und elften durchlauf noch so einiges zu entdecken.“
16. Januar 2010

bereits im letzten jahr erhärteten sich die gerüchte um eine reunion pavements. stephen malkmus, scott kannberg & co. werden tatsächlich noch dieses jahr auf tour gehen und ein best-of album namens „quarantine the past: the best of pavement“ veröffentlichen. es wird also alles geboten, was eine anständige reunion ausmacht. eine remastered version von „gold soundz“, dem hit aus dem 94er album „crooked rain, crooked rain“, verschenkt die band zudem online.
16. Januar 2010
verfasst
in
platten von
oklahoma - od

adam green – minor love
„die musik, mit der adam green seine stets unterhaltsamen texte unterlegt, ist auf „minor love“ weniger eindringlich als auf den fünf vorgängern ausgefallen. das schlichte gewand trägt dazu bei, dass sein neues album etwas unscheinbar daherkommt. auch seine stimme scheint an kraft verloren zu haben. das mag daran liegen, dass „minor love“ versucht, eine gescheiterte beziehung zu verarbeiten. leider ist es bei einem versuch geblieben. ein legendäres trennungsalbum ist beileibe nicht dabei herausgekommen.
