die höchste eisenbahn, zeche carl
„den support für die höchste eisenbahn in essen gab desiree klaeukens. die auf den ersten blick etwas schroffe ruhrpottlerin überraschte das publikum mit erstaunlich warmherzigen und intimen songs, die man ihr zunächst gar nicht zugetraut hätte. dass sie ihr debüt-album „wenn die nacht den tag verdeckt“ gemeinsam mit niels frevert aufgenommen hat, ließ ebenfalls aufhorchen und vielleicht trug auch dieser umstand dazu bei, dass ihre platte nicht nur bei spiegel online viel lob einheimste. die paar songs im vorprogramm reichten mir jedoch fürs erste. denn viel zu groß war die vorfreude auf den hauptact: die höchste eisenbahn – das derzeit wohl spannendste projekt im deutschsprachigen musikbereich. und tatsächlich: moritz krämer, francesco wilking, max schröder sowie felix weigt enttäuschten die zuhörer an diesem abend keineswegs. fast alle stücke ihrer fabelhaften langspielplatte „schau in den laufe hase“ und auch songs der bereits zuvor erschienenen ep „unzufrieden“ wurden zum besten gegegeben. dabei präsentierten sich die vier liebenswerten musiker als äußerst homogenes band-gefüge, wechselten im uhrzeigersinn laufend ihre instrumente durch und wirklich jeder von ihnen hatte seinen großen live-moment. natürlich standen bei sämtlichen songs (wie auch auf platte) die einzigartigen stimmen wilkings und krämers im vordergrund, aber bei dieser band hatte man während des abends stets das gute gefühl, dass schlichtweg das gesamtkonzept stimmt.“
konzerte
babyshambles, live music hall
„meine letzte live-begegnung mit peter doherty stammt aus dem jahr 2008. damals stellte er – ebenfalls in der kölner live music hall – zusammen mit den babyshambles deren zweite platte „shotter’s nation“ vor. ganz im gegensatz zur großartigen „down in albion“ show im jahr 2006 zeigte ich mich seinerzeit nicht sonderlich begeistert. ausgestattet mit zwei sehr unterschiedlichen konzert-erfahrungen erwartete ich nun gespannt die live-darbietung der aktuellen scheibe „sequel to the prequel“. nach einem kurzen vorprogramm, das der erwähnung nicht wert ist, betrat die band durchaus pünktlich die bühne. unschwer zu erkennen war sogleich der heutige – und wie immer mit spannung erwartete – zustand dohertys: sturzbetrunken. er wankte über die bühne, suchte allerorten nach halt und versuchte sich über das gesamte set hinweg, irgendwie auf den beinen zu halten. aufgrunddessen griff er im laufe der show leider viel zu selten zur gitarre und versuchte sich lieber auf den gesang zu beschränken. in den kurzen momenten des gitarrenspiels lief dieses jedoch erstaunlich rund und viele gäste der ausverkauften live music hall hätten vermutlich gerne mehr davon gehört. stattdessen warf der berauschte frontmann sowohl mikrofonständer als auch nach wenigen minuten in einer offensichtlich spontanen aktion sich selbst ins publikum, so dass die kameras der smartphones nur so glühten. unter weitestgehendem (und für mich begrüßenswertem) verzicht auf stücke der zweiten (schwächeren) platte war das diesjährige set gekennzeichnet durch brilliante live-songs wie „fall from grace“, „farmer’s daughter“, „fireman“ oder das leichtfüßige „dr. no“. der mit hall und starkem alkoholkonsum unterlegte gesang dohertys klang dabei zerbrechlicher denn je. beim sehr schön dahin gerotzten punk-klassiker der ramones „blitzkrieg bop“ mussten die bandmitglieder dem frontmann textlich sogar erst auf die sprünge helfen, bevor es losgehen konnte. der show tat dies jedoch keinen abbruch. ohnehin sorgten sich dohertys kumpanen und seine stagehands wie kindermädchen um den wackeligen protagonisten des heutigen abends. stets waren sie damit beschäftigt, sämtliche utensilien doherty aus dem weg zu räumen und größere schäden am equipment zu vermeiden. sehr schön mit anzusehen. ein offenbar eingespieltes team. dass mr. doherty zum abschluss nochmal das bekabelte mikrofon in die menge pfeffern sollte, konnten jedoch auch sie nicht vorhersehen. letztlich kamen an diesem abend also sowohl dem voyeurismus frönende gäste als auch liebhaber dohertys musik auf ihre kosten.“
volcano choir, zakk
„neulich sprach der vielbeschäftigte künstler justin vernon in einem interview mit dem musikexpress davon, dass ein drittes volcano choir album wahrscheinlicher sei als eines von bon iver. dies missfiel mir zunächst, war ich von dem (auch kommerziell erfolgreicheren) hauptprojekt vernons bislang doch deutlich mehr angetan als von seiner kollaboration mit den musikern der band collections of colonies of bees. nach dem besuch eines volcano choir konzerts sollte sich meine meinung jedoch ändern. zum ersten mal war die band in deutschland auf tour und stellte in berlin und düsseldorf ihr zweites album „repave“ vor. hierbei stellte sich heraus, welch ungemeine wucht die neuen songs erzeugen können. auf platte ist mir dies bisher offenbar verborgen geblieben. angereichert wurde das klanggewaltige soundgemenge durch teilweise recht ausgefallene digitale spielereien und samples. dazu vernons einmalige und an diesem abend manchmal elektronisch verfeinerte stimme, die sämtliche genregrenzen überschreitet. ein konzertereignis voller dynamik und experimentierfreude, wie man es nur selten erlebt.“
the national, mitsubishi electric halle
„sechs studio-alben, zwei eps und zahlreiche singles hat es gedauert, bis ich endlich in den genuss kam, eine der größten bands unserer zeit (und barack obamas lieblingsband) live zu erleben. meine späte live-erfahrung hatte jedoch den angenehmen vorteil, dass die band aus einem schier unerschöpflichen fundus von hits schöpfen und zum besten geben konnte. mit ihren letzten drei alben dürften sich the national vermutlich ohnehin auf dem höhepunkt ihres musikalischen schaffens befinden. kaum auszumalen, wenn es der band abermals gelingen sollte, die beeindruckende qualität ihrer meisterwerke „boxer“, „high violet“ und „trouble will find me“ zu halten oder gar zu überbieten. in düsseldorf, dem in diesem jahr einzigen deutschland-konzert neben dem berliner auftritt tags zuvor, zauberten matt berninger und kollegen unfassbare 24 songs aufs parkett. die meisten stammen von den besagten alben, aber auch das epochale stück „mr. november“ durfte natürlich nicht fehlen. und so kamen nach einem knapp zweistündigen konzert zu den vielen schon vorhandenen persönlichen lieblingsliedern noch mal eine handvoll dazu. darunter beispielsweise „conversation 16“ und „afraid of everyone“, welche in der live-darbietung ihren ganzen charme ausspielen konnten.“
allah-las, underground
„das nennt man dann wohl einen entspannten abend. die allah-las brachten den 60er jahre-sound der amerikanischen westküste ins kölner underground und das auditorium nickte im takt der groovigen darbietung. als sei er gerade aus dem kühlschrank getreten, lehnte bassist spencer dunham regungslos auf seinem bass und beobachtete aufmerksam das publikum. auch seine bandkollegen machten wenig aufsehens um ihre person, während sie durch die setlist musizierten. diese bestand größtenteils aus dem ersten selbstbetitelten longplayer. nur zweimal wurde die recht hypnotische grundstimmung kurz unterbrochen: als der fred astaire unter den zuhörern das mikrofon von sänger miles michaud ausgehändigt bekam und die band nachdrücklich aufforderte, die ganze nacht weiterzuspielen – und als die lichtmaschine für kurze zeit ein zuckendes blitzlichtgewitter entfachte und damit nicht nur das publikum sichtlich erstaunte. das von drummer matthew correira gesungene „long journey“ staubte den größten applaus ab. als zugabe gab es den neuen song „every girl“, wahrlich kein rausschmeißer – schluss war trotzdem.“ (gastbeitrag)