14. Mai 2012

„ben schadow tritt mit dem solo-album „liebe zur zeit der automaten“ aus dem schatten seiner bandprojekte und prominenter mitmusiker. da sein name erstmals auf der vorderseite einer langspielplatte auftaucht, an dieser stelle etwas name-dropping aus „gut informierten kreisen“: als langjähriger bassist von bernd begemann an dessen rock ’n‘ roll revival mit dirk darmstädter beteiligt, auf aufnahmen von olli schulz bis kettcar zu hören und unter anderem positiv als produzent von „ich erkläre diese krise für beendet“ aufgefallen. nun also zehn eigene stücke um die erste single „ich fall immer auf die selben dinge rein“ im sandwich zwischen in- und outro. dabei greift schadow – obwohl er sich nach eigener aussage nicht als den nächsten freddie mercury sieht – selbst zum mikrofon, um eigene originelle texte zu gehör zu bringen, die in dieser form dankenswerterweise nicht landauf landab nach sportlichen wettkämpfen durch die lautsprecher der vereinsheime dröhnen werden. dafür aber ab dem 22. mai in ausgewählten in-clubs der republik. wer also mal nicht auf die selben dinge reinfallen möchte, den heißt der bekennende antirealist ben schadow auf einem der gut ein dutzend konzerte seiner album-release tour mit pele caster willkommen. landauf landab, selbstverständlich.“
16. April 2012

„mit der ebenso frischen wie konsequenten umsetzung des althergebrachten rhythm & blues hat nick waterhouse sich zuletzt auch in deutsche wohnzimmer und kleinraumdiskotheken gespielt. und so stand einem ersten musikalischen aufenthalt des kaliforniers hierzulande nichts mehr im wege. in frankfurt, der wasserhäuschen-stadt schlechthin (wohl nirgends hätte das deutschland-debüt besser verortet sein können), und in berlin gab waterhouse anfang märz seine etwa einstündige setlist ohne viele sperenzchen zum besten. bedacht auf das echte vintage-sound-erlebnis musizierten der audiophile waterhouse und seine leute beinahe in manier einer tanzkapelle beim sonntagsfrühschoppen: ganz ohne viel tamtam. ein umstand, der natürlich gerade bei solch fetzigem liedgut auffällt, wie ihn der mittzwanziger mutmaßlich auch auf der in zwei monaten erscheinenden langspielplatte „times all gone“ präsentiert. die erste ep mit vier stücken, darunter das schneidige „is that clear“, ist derweil längst vergriffen. gegenüber berühmten musiker-kollegen aus der vintage-ecke wie kitty, daisy & lewis legt waterhouse noch ein bis zwei portionen retro oben drauf: die musik klingt nun wirklich nach 1956. keine frage: den behalten wir im auge – soviel ist klar.“
26. Oktober 2011

„good evening ladies and gentlemen, this is my first live appearence in nine years“. so begrüßte elvis presley auf seiner live-platte „in person at the international hotel“ das publikum. wenn das comeback des jahres 2011 das apfelblüten-shampoo von schauma ist, so war elvis‘ rückkehr auf die bühne das comeback des jahres 1969. nach jahren der abstinenz trat der, den sie den king nannten, wieder auf und läutete damit den letzten teil seiner karriere als live-interpret und headliner in las vegas ein. hiermit kehrten auch einige rock ’n‘ roll klassiker der 50er jahre wie „hound dog“, „long tall sally“ oder „all shook up“ ins programm zurück, die presley mit der taking care of business band um „jumpin“ james burton in furiosem tempo aufs trapez zauberte. in den 60er jahren hatte elvis sich fast ausschließlich mit der schauspielerei und künstlerisch weniger überzeugenden soundtracks zu filmen wie „blue hawaii“ oder „g.i. blues“ umgetan, doch schien ihm dies ende des jahrzehnts nicht mehr das richtige zu sein. auch das zweite live-album seiner karriere – „on stage“ von 1970 – auf dem presley u.a. mit cover-versionen der beatles und tony joe white brilliert, unterstrich erneut, dass der king wieder dort angekommen war, wo er hingehörte: auf die bühne. elvis presley war hollywood entkommen und schwor, nie wieder ein lied zu singen, an das er nicht glaubte.“
5. Juli 2011

„im märz 2008 sagte bob dylan in seiner radioshow: „früher sind die leute ins studio gegangen, wenn sie etwas zu sagen hatten. heutzutage gehen die leute ins studio, um die zeit totzuschlagen. sie sitzen rum, bestellen sushi, holen kaffee von starbucks, warten auf inspiration – und so hören sich die platten auch an. es gibt platten, an denen drei jahre gearbeitet wurde. man hört sie sich an – und es ist nichts drauf.“ vielleicht lässt sich vor dem hintergrund dieser aussage erklären, warum bob dylan für die aufnahmen seines 1979er albums „slow train coming“ teile der dire straits ins studio holte. denn deren erste selbstbetitelte platte von 1978 ist ein äußerst gutes beispiel für ein inspiriertes, direktes und „unproduziertes“ album. der musikwissenschaftler, radiomoderator und „dire straits-entdecker“ charlie gillet beschrieb dies so: „dire straits made their first album with producer muff winwood, who simply documented the group’s sound with no attempt to stamp his own mark on top of theirs.“ so wurde kein extra-mikro vor den ersten geiger gestellt – auch wenn das laid-back gitarrenspiel von sänger mark knopfler auch auf der ersten platte schon prägnant war – sondern man mikrofonierte vielmehr das ganze „orchester“ von weiter weg, weil es seinen ganz eigenen sound hatte. die „recordings“ – hier ganz im sinne von „erfassen“, „festhalten“, „bericht“ oder „nachweis“ zu verstehen – waren schnapsschüsse von etwas, das bereits stattfand. und erfolgten nicht nach dem motto: gehen wir ins studio und schauen mal, wie kreativ wir sein können. viele kritiker lobten damals die güte der band und ihres materials, merkten allerdings an, die dire straits sollten demnächst mal ein richtiges album produzieren. es gibt dagegen sicher gute gründe zu behaupten, dass alles, was nach dem debüt-album kam, belangloser war, weil das leichtfertige, unproduziert authentische schwand, bis man das klangerlebnis für die neu geschaffene cd-technik „brothers in arms“ einspielte. auch die beatles ab „revolver“ waren brillant. pink floyd waren toll und „money for nothing“ war großartig. die „sultans of swing“ jedoch waren ganz weit vorne: „no sense of pomp or self-importance, just making music.“
17. Mai 2011

„nun wirds aber auch zeit. längst ist es überfällig, den „großfürsten“ des rock ’n‘ rolls einen kurzen text zu widmen. denn schon seit über zehn jahren versuchen die maharajas ihren einflussbereich mithilfe von vier langspielplatten und weiteren extend plays zu vergrößern. zuletzt zogen sie mit der fulminanten ep „sucked into the seventies“ ins feld. auf dieser wurde u.a. „down at the pub“ abgefeuert, ein smash-hit über den genuss von kaltgetränken in zeiten menschlicher notlagen. zwingend! ihr letzter longplayer „in pure spite“, 2007 auf low impact records veröffentlicht, hinterließ bei kennern durchaus einen bleibenden eindruck. aufgeboten wurde wieder punkig-bluesiger sixties-rock mit schweineorgel und van morrison-mäßigen vocals. dazu gitarren, kratzig wie draußenkatzen: “a battery for hire with a guitar fire, ready and aimed at you.” auf in den kampf, liebe freunde!“