12. August 2013










haldern pop 2013
„das haldern pop festival eröffnete in diesem jahr florian ostertag für mich. im spiegelzelt spielte er am frühen donnerstag abend ein recht kurz geratenes set seiner schönsten songs. lediglich „i don’t know what to say“ wurde von vereinzelten stimmen aus dem publikum vermisst. umso schöner klang dafür „better version of you“ – ein angenehmer auftakt! direkt im anschluss machten sich we were promised jetpacks auf der biergarten-bühne bereit, um für ein erstes festival-highlight zu sorgen. noch kraftvoller als auf platte erspielten sich die schotten das publikum im handumdrehen und lärmten bis weit ins dorf hinein. umso erfreulicher, dass sie dabei vorzugsweise songs ihrer ersten (besseren) platte spielten. zum tanzen brachte das publikum zu späterer stunde – auf gänzlich andere weise – auch gold panda. seine zappeligen, aus samples zusammengesetzten, beats kamen ungemein gut an und zeigten bereits am ersten tag, wie abwechslungreich das line-up in diesem jahr aufgestellt war. bei bestem wetter verbreitete am freitag dann zum ersten mal der soul frohsinn auf dem reitplatz. der schon ein wenig in die jahre gekommene lee fields zeigte sich sichtlich erfreut, das publikum von seiner musik und seiner band the expressions zu überzeugen. eine soul-größe wie sie im buche steht! es folgte der bei der breiten masse derzeit wohl populärste act des diesjährigen line-ups: tom odell. der reitplatz wurde zusehends voller und der erst 22-jährige brite sorgte zur überraschung vieler allein mit seinem klavier für eine prise echten rock ’n‘ roll, als er hocker sowie mikrofon extatisch beiseite stieß. ein talent, das es im auge zu behalten gilt. der leider schon letzte (zugleich aber schönste) tag des festivals begann mit dem amerikanischen krach-duo buke & gase. schon erstaunlich, wie viel sound die zwei aus ihren wenigen instrumenten herausquetschten. wieder zurück auf dem reitplatz vermischte dann die band duologue rock mit electronica, was ihnen auf platte letztlich aber besser gelingt. kein must see! ganz anders: ebbot lundberg, frontmann der inzwischen leider aufgelösten schwedischen band the soundtrack of our lives, hinterließ mit seiner neuen combo trummor & orgel einen wahrlich bleibenden eindruck. mehr prediger als sänger blies er dem zu diesem zeitpunkt leider nicht sehr dicht besiedelten publikum seine hymnen um die ohren. besonders der song „lifeline“ erwärmte das herz. das nächste highlight setzten die local natives. die songs ihres aktuellen albums „hummingbird“ lieferten den perfekten soundtrack, um die sich langsam senkende sonne noch einmal ausgiebig zu genießen. zum zweiten mal soul boten dann die alabama shakes, deren sängerin brittany howard live eine wahre erscheinung ist. ein auftritt, der leider viel zu schnell vorbei war. dank ihres bassisten die mit sicherheit lässigste band in diesem jahr! für die emotionalen höhepunkte war jedoch jemand anderes zuständig: glen hansard. samt großem orchester zog der oscar-preisträger, wie nicht anders zu erwarten war, das publikum sofort in seinen bann. seiner sympathischen art kann man sich aber auch kaum entziehen! den für mich letzten gig in diesem jahr spielten half moon run. die schon im vorfeld hochgehandelten kanadier verwandelten das spiegelzelt einmal mehr in eine pulsierende masse von menschen, deren münder vor begeisterung weitestgehend offen standen.“
7. August 2013

„always alright“
morgen öffnet das haldern pop festival nunmehr schon zum 30. mal seine pforten und lässt erneut die treue stammkundschaft sowie festival-neulinge bei gewohnt entspannter atmosphäre musik entdecken und genießen. das mit einer vielzahl unbekannter acts bestückte line-up verspricht in diesem jahr eine durchaus ausgewogene mischung aus diversen musiksparten. aufspielen werden am frühen samstag abend auch die alabama shakes, deren famoser non-?album track „always alright“ mich gerade auf die kommenden drei tage am niederrhein einstimmt.
3. August 2013

„im radio wurde es am vorigen samstag nachmittag verlesen: songwriter und multi-instrumentalist j.j. cale ist an einem herzinfarkt verstorben. wie er im welt-interview vor einigen jahren selbst mutmaßte, hat er seinen 75. geburtstag tatsächlich nicht erlebt. damit bleibt das lied „bring down the curtain“ vom 2009er album „roll on“ – anders als erhofft – nun doch sein prophetisch anmutender musikalischer schlusspunkt. wer sich dem ausnahmetalent im gedenken noch einmal annähern möchte, dem sei der dokumentarfilm „to tulsa and back“ ans herz gelegt – ein roadmovie als ode an einen ganz großen liedermacher der vergangenen jahrzehnte. dort findet sich außer verdammt guter musik (u.a. der tiefenentspannte song „end of the line“) auch eine szene, in der cale erzählt, wie er mit „crazy mama“ den ersten hit unter eigenem namen gelandet hat; wie er aber mit der begründung, es sei nun mal schon ein „hit“, weitere promotion in form von show-auftritten ablehnte. bei anderen mag das allzu theatralisch klingen, cale glaubt man sofort, dass er lieber an neuen stücken tüftelte als durch voll-playback die verkaufszahlen hochzutreiben. es soll hier keineswegs das bild des armen dichters idealisiert werden – und sicher ist cale nicht arm gestorben –, aber gleichwohl spiegelte sich die an den tag gelegte bescheidenheit auch im sound seiner auftritte und platten wider. und dies dürfte neben ihrer kompositorischen güte ein grund dafür sein, warum cales mix aus bluesigem jazz, jazzigem blues und nicht minder gut gespieltem country auch in zukunft neue liebhaber finden wird. oklahoma-od verneigt sich vor diesem großen künstler und freund der musik aus tulsa, oklahoma.“
28. Juli 2013
fünf jahre nach ihrem eher durchwachsenen album „ode to j. smith“ besinnen sich travis offenbar auf ihre alte stärke: schottischen pop zum wohlfühlen. danach klingt zumindest ihr neuer song „moving“, der auf der in bälde erscheinenden neuen platte „where you stand“ enthalten sein wird.
27. Juli 2013

„das sechste studio-album „this river“ ist anlass genug, den namen jj grey auch an dieser stelle einmal fallen zu lassen. mit seiner combo mofro vermengt der mittvierziger aus jacksonville, florida elegant den funk à la james gang (man höre etwa „your lady, she’s shady“) mit motown-elementen (erstklassige bläser-fraktion!) und noch mehr southern rock. die bezeichnung „swamp funk“, den die new york times dafür fand, ist passend gewählt. und damit erscheint diese mixtur auf den ersten blick prädestiniert für die kategorie „altbacken“, doch klingt sie angesichts der frischen instrumentierung überhaupt nicht so. denn es wird nicht arglos die musik vergangener zeiten mit modernem klangbild noch einmal produziert – was schon in vielen fällen kraftmeierisch und ermüdend daherkam. zwar ist die platte wirklich äußerst sauber produziert, doch seltsamerweise driftet selbst aufpolierter gitarrensound im stile der 90er jahre (in „somebody else“) nicht ins unangenehm kitschige ab. die balladen (z.b. das titelstück) klingen im ohr des kritischen rezensenten weniger überzeugend. das liegt aber vermutlich an der sommerlichen jahreszeit und temperaturen jenseits der 30 grad, zu der die federnden beats in temporeicheren stücken einfach besser passen. das fünf-minütige „write a letter“, in dem grey wie der junge leon russell jault, wird sicherlich im herbst, wenn die ersten blätter fallen, erst in voller pracht erblühen. gegen angabe einer email-adresse kann auf der band-homepage mit „99 shades of crazy“ ein highlight der neuen platte eingetauscht werden. es lohnt sich also, mal in florida vorbeizusurfen.“